Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

Hessen fördert innovative Demokratieforschung

Anträge aus Kassel, Darmstadt, Frankfurt, Marburg und Wiesbaden erfolgreich

Mit dem Programm „Stärkung der Demokratieforschung Hessen“ unterstützt das Wissenschaftsministerium Forschungsvorhaben an den Hochschulen, die in die Gesellschaft wirken und unsere Demokratie widerstandsfähiger gegen Extremismus und Polarisierung machen. Externe Gutachtende und der wissenschaftliche Beirat des Programms haben nun sechs Projekte von hessischen Hochschulen zur Förderung ausgewählt: Über 158.000 Euro fließen im ersten Förderjahr in die Konzepte.

Die Projekte nehmen zum Beispiel demokratische Erinnerungskulturen in den Fokus, bauen ein Forschungsnetzwerk zu Antisemitismus und Demokratiegefährdung auf oder wollen herausfinden, wie es um Demokratie, Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Hessen steht. Die geförderten Anträge kommen federführend von der Universität Kassel, der Goethe-Universität Frankfurt, der Frankfurt University of Applied Sciences, der Hochschule RheinMain mit dem Peace Research Institute Frankfurt und der Philipps-Universität Marburg mit der Technischen Universität Darmstadt.

„Die Demokratie resilient zu machen gegen Extremismus und Polarisierung, ist eine der dringlichsten Aufgaben unserer Zeit. Wissenschaft und Forschung leisten dazu einen entscheidenden Beitrag“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Die geförderten Projekte zeigen das Potenzial und die große Bandbreite der Demokratieforschung. Sie stärken die demokratische Kultur, den offenen Dialog zwischen Bürgerinnen, Bürgern, Politik und Wissenschaft – und damit die Zukunftsfähigkeit der Demokratie in Hessen. Wichtig ist uns auch der Auswahlprozess: Externe Gutachterinnen und Gutachter und der außerhessische, unabhängige Programmbeirat sorgen für ein wissenschaftsgeleitetes Verfahren.“

Die Projekte wurden in zwei Förderlinien beantragt. Mit der Linie „Hessische Wissenschaftsnetzwerke“ stärkt das Wissenschaftsministerium die Vernetzung von Forschenden in Hessen, die gemeinsam innovative Themen der Demokratieforschung bearbeiten. Dafür sind in den Jahren 2025 und 2026 insgesamt 230.000 Euro eingeplant. Die Linie „Hessen-Monitor“ fördert die wissenschaftliche Erarbeitung konzeptioneller Grundlagen für eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zu Polarisierung, Stadt-Land-Gegensätzen, Demokratiezufriedenheit, Institutionenvertrauen und demokratischer Resilienz. Für diese Förderlinie werden bis 2027 insgesamt 277.000 Euro in Aussicht gestellt.

Förderlinie „Hessische Wissenschaftsnetzwerke“

Fördersumme: 13.492 Euro

Weltweit geraten demokratische Erinnerungskulturen zunehmend unter Druck. Das Wissenschaftsnetzwerk „Umkämpfte Geschichte(n)“ der Universität Kassel, der Philipps Universität Marburg und Justus-Liebig-Universität Gießen untersucht die Auswirkungen geschichtsrevisionistischer Strömungen in Deutschland, Argentinien und Spanien. Die Forschenden wollen herausfinden, wie neurechte Bewegungen etablierte Geschichtsbilder und Erinnerungskulturen systematisch in Frage stellen und progressive Errungenschaften der demokratischen Gesellschaften angreifen. 

Fördersumme: 11.238 Euro

Gender, Diversität und geschlechterdemokratische Errungenschaften stehen im Zentrum von Angriffen auf viele Demokratien. Dieses Spannungsverhältnis erfordert eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Geschlechterfragen und Demokratieforschung, um demokratiefeindlichen und diskriminierenden Kräften entgegenzuwirken. Das Wissensnetzwerk GeViDem, in dem die die Frankfurt University of Applied Sciences mit der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Universität Kassel, der Philipps-Universität Marburg und der Goethe-Universität Frankfurt kooperiert, bündelt bestehende hessische Forschungsaktivitäten und Expertisen zum Verhältnis von Demokratie und Geschlechterverhältnissen.

Fördersumme: 23.285 Euro

Das Projekt will ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk an der Schnittstelle von Antisemitismus- und Demokratieforschung aufbauen. Dazu wird erforscht, welche Rolle Antisemitismus in Dynamiken der Demokratiefeindlichkeit spielt. Es wird gefragt, wie eine antisemitismus-kritische und demokratiepolitisch wirksame (Bildungs-)Praxis darauf reagieren kann. Federführend ist die Goethe-Universität Frankfurt. Sie arbeitet mit der Justus-Liebig-Universität Gießen, dem Institut für Sozialforschung, der Bildungsstätte Anne Frank, der Frankfurt University of Applied Sciences, dem Fritz Bauer Institut, der Philipps-Universität Marburg/ RIAS Hessen, dem Buber-Rosenzweig-Institut und dem Jüdischen Museum Frankfurt zusammen.

Fördersumme: 18. 700 Euro

Demokratische Räume und Orte wie Bürgerhäuser, Vereinsheime oder Jugendbegegnungsstätten haben eine große Bedeutung für eine lebendige Demokratie. Demokratie wird nur dann als bedeutsam erlebt, wenn sie vor Ort einen Unterschied macht, um Probleme zu lösen. Scheitert sie daran, verliert sie ihr Potenzial, Menschen einzubinden. Das Forschungsnetzwerk geht den Möglichkeiten und Potenzialen demokratischer Erfahrungsräume vor Ort nach. Es verbindet Perspektiven der Sozialen Arbeit, Konfliktforschung und Rechtswissenschaft, um „Orte der Demokratie“ zu stärken. Die Hochschule RheinMain arbeitet in dem Projekt mit dem Peace Research Institute Frankfurt – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung zusammen.

Fördersumme: 30.683 Euro

Menschen mit Behinderungen können vom gesellschaftlichen Engagement und demokratischer Teilhabe ausgeschlossen sein, wenn Barrieren bestehen oder ihnen Engagement nicht zugetraut wird. Inklusive Demokratie ist eine Forderung der UN-Behindertenrechtskonvention und des Grundgesetzes. Mit Beauftragten und Beiräten in Bund, Land und Kommunen ist in den vergangenen Jahren versucht worden, dies umzusetzen. Das Wissensnetzwerk soll Erkenntnisse aus der Wissenschaft und Fragen aus der Praxis zusammentragen, um das Thema für Forschung und Politik zu erschließen. Das betrifft beispielsweise Fragen der Barrierefreiheit bei der politischen Information im Web, Online-Wahlen oder der Teilhabe in kommunalen Vertretungen. Federführend ist die Universität Kassel. Sie arbeitet mit der Hochschule Fulda sowie der Frankfurt University of Applied Sciences zusammen. 

Förderlinie „Hessen-Monitor"

Fördersumme: 61.085 Euro

Wie steht es um Demokratie, Vertrauen und gesellschaftlichen Zusammenhalt in Hessen? Der Hessen-Monitor gibt darauf erstmals fundierte Antworten. Mit repräsentativen Umfragen, Fokusgruppen und regionalen Analysen erfasst das Projekt die politischen Einstellungen und Wertorientierungen der Bevölkerung. Ziel ist es, Entwicklungen wie Polarisierung oder das Vertrauen in demokratische Institutionen sichtbar zu machen und Impulse für Politik, Gesellschaft und Bildung abzuleiten. Getragen wird der Hessen-Monitor von fünf Hochschulen: der Philipps-Universität Marburg, der TU Darmstadt, der Justus-Liebig-Universität Gießen, der Goethe-Universität Frankfurt und der Hochschule Fulda. In Workshops, Veranstaltungen und Dialogformaten werden die Befunde diskutiert, Perspektiven gesammelt und gemeinsam weiterentwickelt. 

Schlagworte zum Thema